Vom 06. bis 08. Februar 2017 wird im St. Pauli Theater das Stück “Amara terra mia – mein bitteres Land” aufgeführt, was als “Theaterprojekt über Migranten” untertitelt ist. Regie führten Matteo Marsan, Dania Hohmann und Ulrich Waller.
„Amara terra mia / Mein bitteres Land“ von Domenico Modugno war die Hymne der italienischen Auswanderer in den 50er und 60er Jahren. Italien konnte zu der Zeit nicht alle seine Bewohner ernähren und so schloss die Regierung Verträge, im Dezember 1955 auch mit Deutschland, um den jungen Arbeitswilligen einen Job im Ausland zu besorgen.
In einer Leichenhalle in Wolfsburg steht eine Urne. Zwei Frauen, die sich hier zum ersten Mal sehen, wollen sie abholen. Beide glauben, dass das die Asche ihres Vaters ist: Agatino Rossi, geboren in San Gusmè in der Toskana. Carla (Adriana Altaras) ist Architektin und Tocher einer deutschen Mutter. Maria Grazia (Daniela Morozzi) ist Lehrerin und Tochter einer Italienerin. Langsam begreifen sie, dass sie Halbschwestern sind. Der Tote hat ihnen nur einen Brief mit Fotos hinterlassen. Stück für Stück wird von Carla und Maria Grazia die Geschichte ihres Vaters, von der beide nur jeweils einen Teil kennen, zusammengesetzt: Nach einer Kälte-Katastrophe („La grande gelata“) im Februar 1956, bei der in großen Teilen Italiens fast alle Olivenbäume und Weinstöcke erfrieren, hat auch die Familie von Agatino Rossi über Nacht ihre Lebensgrundlage verloren. Die Söhne verlassen, wie viele junge Männer in Italien, das Dorf, die Familie, ihre Heimat und ziehen nach Norden, nach Deutschland. Zuerst landet Agatino in Hamburg bei einer Werft. Die Arbeit ist gefährlich, er zieht weiter und kommt 1962 zu VW in Wolfsburg. Dort lernt er eine deutsche Frau, Irene, kennen, bekommt eine Tochter, Carla. Die Beziehung zerbricht nach 10 Jahren und Agatino geht in der großen Ölkrise, Anfang der 70er Jahre, zurück nach Italien. Er gründet eine neue Familie mit Dorina, seiner Jugendliebe aus dem Dorf und wird wieder Vater einer Tochter, Maria Grazia. Doch er hält es nicht lange aus in seiner alten Heimat, als „Il Tedesco / Der Deutsche“ angefeindet, bewirbt sich wieder in Deutschland. Eigentlich heimatlos geworden, pendelt er ruhelos hin und her, ohne dass seine beiden Familien je voneinander erfahren, bis zu seinem Tod.
„Amara terra mia / Mein bitteres Land“ ist die zweite Produktion dieses italienischdeutschen Regieteams nach „Albicocche rosse / Blutige Aprikosen“ über ein Massaker deutscher Soldaten in einem toskanischen Dorf.
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